Türkische Universität widmet sich Noah und dem Landeplatz der Arche

Kinofilm 2014 könnte biblische Erzählung ins Gespräch bringen / Medienexperte Timo Roller erforscht Arche-Berg mit Google Earth

7.6.2013

Symposium
Symposium in Sirnak, 27.–29. September 2013

Der »Große Ararat« ist der höchste Berg der Türkei und gilt unter Bibellesern als Landestelle der Arche Noah. Kaum bekannt ist, dass der berühmte Vulkangipfel einige Konkurrenten hat. So gibt es beispielsweise 30 Kilometer vom Ararat entfernt eine Felsformation, in der manche Forscher eine versteinerte Arche erkennen wollen, und wo mithilfe von finanzkräftigen Sponsoren ein Besucherzentrum erbaut wurde. Im Südosten des Landes gibt es einen weiteren Berg, der unter den Einheimischen als Noah-Berg gilt: der »Cudi Dagh«, im Koran als »Al-Dschudi« erwähnt.

Direkt am Fuße des »Cudi«, in der Provinzhauptstadt Sirnak, soll im Herbst 2013 an der dortigen Universität ein wissenschaftliches Symposium stattfinden, das den »muslimischen« Landeplatz in den Fokus rücken möchte. Dazu sind internationale Sprecher eingeladen, wie der Keilschriftexperte Prof. Marcel Sigrist oder Prof. William Ryan, Begründer der Hypothese, die Sintflut habe sich durch Wassereinbruch ins Schwarze Meer ereignet.

Aus Deutschland wird Timo Roller an der Konferenz teilnehmen: Der Buchautor und Medienexperte hält den Berg Cudi für den biblischen Archeberg. Die Ortsangabe aus der Genesis laute wörtlich übersetzt »auf den Bergen von Ararat«, womit das antike Reich Urartu gemeint sei. Andere historische Quellen wie die Schriften des jüdischen Geschichtsschreibers Josephus Flavius oder frühe christliche Überlieferungen deuteten ebenfalls auf den Cudi. Die Mosebücher, etwa 2000 Jahre vor dem Koran verfasst, enthielten schlichtweg eine etwas allgemeinere Ortsangabe. Noch vor wenigen Jahrhunderten sei unter Bibelwissenschaftlern diskutiert worden, dass es einen »syrischen« und einen »armenischen« Ararat gebe. »Im Zuge der Sensationsmeldungen vom ›Ararat‹ sind die Diskussionen um den tatsächlichen Landeplatz in Vergessenheit geraten. Den endgültigen Beweis für die Arche auf dem Großen Ararat blieben bisher alle Forscher schuldig«, so Roller.

Timo Roller beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Berg Cudi – angestoßen wurden seine Forschungen durch Satellitenbilder aus Google Earth. An der Universität Sirnak wird er einen Vortrag halten über die Rolle deutscher Forscher auf dem Berg Cudi. Das erste Foto der Ruinen auf dem Gipfel aus dem Jahr 1899 stammt ebenso von einem Deutschen wie die erste wissenschaftliche Untersuchung eines Fundstücks: Im Jahr 1954 hat ein Geologe aus Hessen Holzreste vom Cudi nach der C-14-Methode datiert und ein Alter von 6500 Jahren erhalten.

Die historischen Belege seien überzeugend, eindrucksvolle Spuren einer erhaltenen Arche erwartet Roller aber nicht. Wohl gebe es archäologische Hinweise wie die Überreste eines alten Klosters auf dem Gipfel des Cudi, das wohl im 4. Jahrhundert um damals möglicherweise noch vorhandene Reste der Arche gebaut worden sein könnte. Kloster und Arche sind aber nach den neuesten Erkenntnissen dem Zahn der Zeit, einem verheerenden Brand im 8. Jahrhundert und dem Reliquiensammeln zahlloser Pilger (darunter der assyrische König Sanherib) im Laufe der Jahrtausende zum Opfer gefallen.

Besonders aktuell wird das Thema durch einen Hollywoodfilm über »Noah« mit Russell Crowe in der Hauptrolle, der im Frühjahr 2014 in die Kinos kommt. Vermutlich wird die Frage nach der historischen Wirklichkeit der biblischen Geschichte dann besonders viele Menschen interessieren. Für Roller ist es wichtig, die Glaubwürdigkeit der Bibel zu untermauern. Im Internet hat er das Projekt »noah2014.com« gestartet, mit dem er seine neuesten Erkenntnisse weitergeben und auch die Handlung des Films kommentieren will. Seine Berg-Cudi-These stellt er auf »noahs-berg.de« vor. Ein Buch von ihm über die Arche Noah wird Anfang 2014 im Verlag SCM Hänssler erscheinen.

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